Dieser Beitrag ist das Ergebnis viele Gespräche auf meiner Plattform Instagram, auf der mir über 10.000 Follower folgen. Darunter sind auch viele Kollegen, die mich inspiriert haben, dieses Thema anzusprechen.

Nach 20 Jahren Selbständigkeit muss ich feststellen, dass der Beruf der Restaurierung, egal in welchem Fachbereich, keine angemessene Anerkennung erhält.

Ist es eigentlich jedem klar, was wir Restauratoren und Restauratorinnen leisten?

Angefangen bei der Ausbildung, den harten Praktika-Jahren, den hohen Anforderungen bei der Aufnahmeprüfung, dem langen Studium und dann: kein Job. Entweder gründet man sein eigenes Unternehmen, wechselt alle zwei Jahre den Arbeitgeber oder hört ganz auf. Die wenigsten genießen eine Festanstellung.

Restaurierung ist kein Hobby. Es handelt sich um einen wissenschaftlichen Beruf, der selbstverständlich auch handwerkliche Fähigkeiten erfordert – ähnlich wie in der Chirurgie.

In den sozialen Medien werben unseriöse Personen mit Anleitungen, wie man selbst „Restauration“ betreiben kann. An dieser Stelle ist es wichtig zu betonen: Es heißt RESTAURIERUNG! Ein seriöser Restaurator;in auf Hochschulniveau würde niemals fragwürdige Tipps online stellen. Und das aus gutem Grund: Jedes Objekt ist einzigartig. Es gibt kein Standardrezept. Bevor wir an die Objekte herangehen, untersuchen wir alles gründlich, nehmen Proben ab und erstellen Konzepte. Sicher gibt es Unterschiede in der Qualität der Objekte, aber wir behandeln jedes einzelne mit derselben Sorgfalt.

Glauben Sie mir, Restauratoren und Restauratorinnen leisten hinter den Kulissen unglaubliche Arbeit. Sie bewahren Kulturgüter für die Nachwelt, retten Objekte aus Flutkatastrophen, erhalten Nachlässe und Sammlungen – sei es von großem oder geringem Wert. Sie kümmern sich nicht nur um kostbare und hochkarätige Güter, sondern bewahren auch Emotionen. Familienerbstücke, die oft einen unschätzbaren Wert haben.

Das eigentliche Thema, das ich hier deutlich machen möchte, ist die Anerkennung, Wertschätzung und angemessene Bezahlung für Restauratoren und Restauratorinnen. Bitte verstehen Sie mich an dieser Stelle nicht falsch: Ich verurteile niemanden und bewerte niemanden – ich möchte jedoch auf die Wertschätzung aller geleisteten Arbeit hinweisen. Oft müssen wir uns rechtfertigen, erklären, was wir tun und warum es so teuer ist. Die schlimmsten Fragen sind jedoch: „Können Sie das überhaupt?“ oder „Das kann ich auch.“ Und an dieser Stelle ganz klar und deutlich: Nein, das können Sie nicht! Niemand ruft beim Chirurgen an und fragt, ob er sich selbst die Hüfte einsetzen kann.

Wir leisten oft hunderte von Überstunden, dürfen nicht nachkalkulieren, gehen ständig in Vorleistung, erhalten keine Anzahlung und warten ewig auf die Endabrechnung. Das ist einfach unzumutbar!

Selbständige investieren in sichere und gut ausgestattete Ateliers, um ihre Werke angemessen bearbeiten zu können. Eine Atelierausstattung kann schon mal mit einem Kleinwagen verglichen werden. Wir sind keine Hobbykünstler.

Öffentliche Institutionen stellen Verträge auf, bei denen uns eine unglaubliche Verantwortung auferlegt wird. Man erwartet von uns Wunder für wenig Geld. Bei Ausschreibungen steht bereits als erstes: Der billigste Anbieter erhält den Zuschlag. Man reist zu Terminen, kalkuliert wochenlang, muss diverse Unterlagen nachreichen – darunter auch Steuerbescheide der letzten drei Jahre; manche verlangen sogar Kontoauszüge – und bis zur endgültigen Vergabe wird für die Anreise und die Mühe kein Cent bezahlt.

In den meisten Fällen wird man abgelehnt, weil ein billigeres Angebot attraktiver war. All dies führt in vielen Fällen zu Arbeitslosigkeit, Insolvenz, Verzweiflung und dem Rückzug in kleine Nischen unterhalb des eigenen Niveaus. Wie sollen Eltern trotz mehrjähriger Ausbildung und ständiger Weiterbildung ihre Familien ernähren? Wie sollen alleinerziehende Mütter oder Väter ihre Selbständigkeit aufrechterhalten? Leider hören immer mehr wunderbare Kollegen auf und suchen sich schlecht bezahlte Jobs.

All die Mühe, all die Anstrengung – an dieser Stelle bitte ich um Anerkennung und Wertschätzung unserer Arbeit!

Hinterfragen Sie auch fragwürdige Angebote im Internet. Wenn Sie Restauratoren und Restauratorinnen suchen, wenden Sie sich bitte an den Verband der Restauratoren oder Romoe – Netzwerk für Restaurierung, Kunst und Denkmalpflege, prüfen Sie genau die Webseiten der Anbieter und achten Sie darauf, welche Referenzen nachgewiesen werden können.

Restaurierung ist einer der schönsten Berufe der Welt, und niemand hält diesen Umständen stand, ohne es zu lieben und mit Leidenschaft verbunden zu sein. Aber Kunst darf nicht brotlos sein. Niemand, der verdammt gute Arbeit leistet, sollte leiden oder sich schämen müssen, die Miete nicht zahlen zu können.

Wer würde nicht gerne in einer Welt leben, in der jeder seine Arbeit geschätzt und angemessen entlohnt wird? Wer würde es nicht begrüßen, wenn alle Berufe für ihre Fähigkeiten und ihr Engagement anerkannt werden? Wollen wir nicht alle in einer Gesellschaft leben, die auf gegenseitiger Wertschätzung und Respekt beruht?

Lassen Sie uns gemeinsam dazu beitragen, indem wir die Leistungen jedes Einzelnen würdigen und honorieren. Denn nur so können wir eine Welt schaffen, in der jeder stolz auf seine Arbeit sein kann.

 

Respektvoll,

Ihre Sachverständige Restauratorin Agnieszka Wojdan