Restaurator:innen sind die stillen Bewahrer:innen unseres kulturellen Gedächtnisses.
Sie retten, was Geschichte, Identität und Menschlichkeit ausmacht.
Doch während Gemälde, Skulpturen und Denkmäler im Rampenlicht stehen, arbeiten die Menschen, die sie erhalten, oft unter schwierigen Bedingungen – unterbezahlt, ohne Schutz, ohne Anerkennung.
Restaurator:innen verfügen über eine der komplexesten Ausbildungen im Kulturbereich.
Sie verbinden Kunstgeschichte, Materialwissenschaft, Chemie, Handwerk und Ethik zu einer Profession, die höchste Präzision und Verantwortung verlangt.
Trotzdem ist der Berufstitel „Restaurator:in“ in Deutschland nicht geschützt.
Das bedeutet: Auch Personen ohne Ausbildung dürfen sich so nennen und Aufträge übernehmen.
Die Folgen sind Preisdruck, Qualitätsverlust und Unsicherheit – nicht nur für die Fachleute, sondern auch für das Kulturgut selbst.
Wer ohne Qualifikation restauriert, riskiert unwiederbringliche Schäden.
Deshalb braucht der Beruf endlich gesetzlichen Schutz und öffentliche Anerkennung – wie ihn der Verband der Restauratoren (VDR) seit Jahren fordert.
Die meisten Restaurator:innen arbeiten freiberuflich, oft allein in ihren Ateliers.
Viele berichten von unregelmäßigen Aufträgen, langem Zahlungsrückstand und Honoraren weit unter Empfehlung.
Der VDR empfiehlt Stundensätze zwischen 65 und 142 € netto,
tatsächlich werden häufig 30–50 € gezahlt – bei Arbeiten, die hohes Risiko und wissenschaftliche Verantwortung tragen.
So entsteht eine Schieflage:
Ein Beruf, der unser kulturelles Erbe bewahrt, ist selbst kaum überlebensfähig.
Und mit jeder Restauratorin, die aufgibt, geht Wissen, Erfahrung und Geschichte verloren.
Ein angemessenes Honorar ist keine Frage des Komforts, sondern der Qualitätssicherung.
Restaurierung bedeutet Forschung, Dokumentation, Zeit und Sorgfalt.
Werden Projekte zu Dumpingpreisen vergeben, leidet nicht nur die Existenz der Fachleute, sondern auch das Kunstwerk:
Unzureichend konservierte oder unsachgemäß behandelte Objekte verlieren an Stabilität, Wert und Authentizität.
Erfahren Sie hier mehr über die fachgerechte Restaurierung von Gemälden
und warum Sorgfalt und Zeit entscheidend sind.
Faire Bezahlung bedeutet Verantwortung – für das Kunstwerk und für seine Zukunft.
Kulturgutschutz funktioniert nur, wenn diejenigen, die ihn ausführen, auch geschützt sind.
Restaurator:innen sorgen dafür, dass Fresken, Gemälde, Skulpturen und Bauwerke nicht dem Zerfall überlassen werden.
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Doch wenn dieser Beruf unterfinanziert, übersehen oder ausgebeutet wird,
verliert die Gesellschaft ihr kulturelles Gedächtnis – Stück für Stück.
Weitere Informationen zum Schutz und Erhalt von Kulturgut finden Sie auch bei
ICOM Deutschland und der
UNESCO – Immaterielles Kulturerbe.
Rechtlicher Schutz des Berufsbildes
– Nur qualifizierte Fachleute dürfen den Titel „Restaurator:in“ führen.
– Weitere Informationen: VDR-Berufspolitik und Berufsschutz.
Faire Vergütung nach Qualifikation und Verantwortung
– Orientierung an den VDR-Honorarempfehlungen.
Soziale Absicherung für Selbstständige
– Forderung nach verbesserten Strukturen für freie Restaurator:innen im Rahmen der Initiative Freie Berufe im Kulturbereich.
Bewusstseinsbildung bei Auftraggebern und Institutionen
– Qualität statt Preiswettbewerb: Deutscher Museumsbund – Fachgruppe Restaurierung.
Wertschätzung auf Augenhöhe
– Restaurator:innen sind keine Dienstleister, sondern Kulturschützer:innen.
Restaurator:innen sind nicht nur Handwerker:innen.
Sie sind Forscher:innen, Bewahrer:innen, Vermittler:innen zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Doch solange sie unterbezahlt, ungeschützt und übersehen bleiben,
ist auch unser kulturelles Erbe gefährdet.
Wer Kultur bewahren will, muss zuerst die schützen, die sie erhalten.
Denn ohne Restaurator:innen gibt es keine Geschichte, die bleibt.
© 2025 Agnieszka Wojdan – Dipl.-Restauratorin
Sachverständige für Gemälde und Skulpturen, Köln
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